Eine Exkursionsreise ist oftmals lohnenswert, um zu erfahren, wie andere Länder das Thema Gesundheit organisieren und um aus deren Erfahrungen Konsequenzen für das eigene System abzuleiten. Beispiel Singapur mit den gesündesten Bürgern Südostasiens und einer ausgesprochen hohen Lebenserwartung von 82 Jahren. Der Anteil der Gesundheitsausgaben an der gesamten Wirtschaftsleistung ist für eine Industrienation wie Singapur mit 4,1% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) relativ niedrig.
Das Gesundheitswesen Singapurs basiert auf einem Mix verschiedener Finanzierungssäulen. 2/3 der Krankheitskosten wird privat finanziert, während der der öffentliche Anteil an den gesamten Gesundheitsausgaben lediglich 1/3 beträgt. Die staatlich verwalteten Gesundheitssparkonten (Medisave), die im Jahr 1984 obligatorisch für die Erwerbsbevölkerung eingeführt wurden, dienen der individuellen Vorsorge für den Krankheitsfall. Diese ergänzende Säule der kapitalgedeckten Finanzier wurde in den 1990er-Jahren durch die Hochrisikoversicherung MediShield und die steuerfinanzierte Sozialleistung Medifund ergänzt. Singapur hat damit sehr frühzeitig auf die Probleme des bis dahin rein steuerfinanzierten singapurischen Gesundheitssystems reagiert. Die individuelle Kapitalbildung für den Krankheitsfall wurde dem schon seit den 1970er-Jahren beobachteten Problem steigender Gesundheitsausgaben bei sinkenden Steuereinnahmen begegnet.
Das moderne Gesundheitssystem Singapurs fördert die Generationengerechtigkeit, da die jetzige Arbeitnehmer-Generation für ihre eigenen Gesundheitskosten im Alter spart, anstatt sich auf unsichere Steuerzahlungen künftiger Generationen verlassen zu müssen. Die Eigenverantwortung für den Krankheitsfall wird gestärkt und eine übermäßige Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen vermieden. Das Beispiel Singapur zeigt auch was uns gesund erhält: Verstehbarkeit, Sinnhaftigkeit und Handhabbarkeit.